Digitale Souveränität: Ist Open Source der einzige Weg?
Am 19. Oktober fand im Rahmen des DIGITAL-Kongresses während der Messe KOMMUNALE in Nürnberg ein hochkarätig besetztes Panel zum Thema “Digitale Souveränität” statt. Die Diskussion bot spannende Einblicke in die Debatte über die Rolle von Open Source-Software in der öffentlichen Verwaltung. Die Gesprächspartner waren Prof. Dr. Wilfried Bernhardt vom NEGZ e.V., Holger Dyroff von der Open Source Business Alliance und Felix Ebner vom DATABUND e.V. Im Laufe der Diskussion fasste Felix Ebner die Position des DATABUND in Bezug auf Open Source-Software und digitale Souveränität zusammen. Dabei wurden vier Schlüsselpunkte herausgestellt: Open Source als Souveränitäts-Strategie: Die Diskussion begann mit der Erkenntnis, dass Open Source eine wichtige Rolle in einer Souveränitätsstrategie spielen kann, vorausgesetzt, eine lebendige und aktive Community besteht oder diese kann neu gebildet werden kann. Von vielen Anwendern und Kontributoren gelebte Open Source Lösungen bietet eine Fülle von Vorteilen, einschließlich höherer Entwicklungs- und Innovationsgeschwindigkeit sowie verbesserter IT-Sicherheit. In solchen Fällen sollte Open Source gegenüber proprietären Lösungen bevorzugt werden. Fehlende Community: Ein kritischer Punkt, der von Ebner betont wurde, ist, dass ohne eine lebendige Community die versprochenen Vorteile von Open Source in den Hintergrund treten. In solchen Fällen können proprietäre Lösungen, die von Anbietern entwickelt und gewartet werden um im Wettbewerb zu bestehen, tatsächlich zu einer höheren Entwicklungs- und Innovationsgeschwindigkeit sowie zu mehr IT-Sicherheit führen. Komplexität von Fachverfahrenssoftware: Fachverfahren sind komplexe Herausforderungen. Um solche Lösungen anzupassen und weiterzuentwickeln oder Addons zu erstellen, ist eine eingehende Einarbeitung in technische Dokumentation erforderlich. Darüber hinaus sorgen zum Beispiel Gesetzesänderungen für hohen Anpassungsdruck und erfordern Fachkenntnisse bei der Wartung solcher Lösungen, die über die reine Entwicklung hinausgehen. In solchen Fällen könnten Lock-In-Effekte bei den Open Source-Dienstleistern entstehen, welche die Lösung ursprünglich erstellt haben. Dies liegt daran, dass nur der ursprüngliche Entwickler in der Lage ist, Weiterentwicklung und Anpassung in einem wirtschaftlichen Verhältnis zu gewährleisten. Dies gilt also nicht nur für Anbieter proprietärer Lösungen. Standards für digitale Souveränität: Der DATABUND betont deshalb die Bedeutung von Standards für wahre Souveränität in der digitalen Welt. Die Fähigkeit, leicht zwischen Anbietern zu wechseln, weil klare Standards dies ermöglichen, ist wichtiger als der bloße Zugriff auf den Quellcode. Dieser wird außerdem aufgrund der Regelungen der EVBIT auch von proprietären Anbietern hinterlegt. Die Diskussion auf dem Panel verdeutlichte, dass die Frage der digitalen Souveränität in der öffentlichen Verwaltung komplex und vielschichtig ist. Es ist nicht zwangsläufig so, dass Open Source die einzige Antwort auf alle Herausforderungen darstellt. Vielmehr kommt es auf eine differenzierte Betrachtung und eine sorgfältige Abwägung der individuellen Anforderungen an. Die Debatte darüber, wie Open Source-Software, Community-Engagement und klare Standards zur Stärkung der digitalen Souveränität beitragen können, bleibt in der öffentlichen Verwaltung ein wichtiger Schwerpunkt. Der Der DATABUND – Bundesverband der mittelständischen IT-Dienstleister und Softwarehersteller für den öffentlichen Sektor e.V. –hat sich als kompetente Interessenvertretung für den öffentlichen IT-Sektor etabliert und ist Ansprechpartner für Entscheider und Multiplikatoren aus Politik und Verwaltung. Mehr als 4.500 Mitarbeitende in den über 70 Mitgliedsunternehmen setzen sich für die Verwaltungsdigitalisierung ein.